Interview mit Christopher Kloiber ("Sanchez", "WHOA Comics")

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Moderator: LizardKing

Interview mit Christopher Kloiber ("Sanchez", "WHOA Comics")

Beitragvon Mueli77 » 03.07.2011, 20:14

Heute beginnen wir bei ComicHunters mit einer neuen und regelmäßigen (hoffentlich auch erfolgreichen) Reihe an Interviews mit neuen Künstlern und Talenten.

Für das erste Interview konnte ComicHunters den kreativen Kopf hinter „Sanchez Adventures“ und „Whoa! Comics“ sowie den Zeichner von „Teenage Superfreaks“, Christopher Kloiber von Plem Plem Productions gewinnen.




ComicHunters:
Möchtest Du Dich und Dein bisheriges Wirken erst einmal vorstellen?

Christopher Kloiber:
Ich bin Chris. Gründer und Chefzeichner des Independent Verlag „Plem Plem Productions“. Ich bin 24 Jahre alt und komme aus Erding bei München.


ComicHunters:
Wie bist Du zu Comics gekommen?

Chris:
Eigentlich per Zufall. Ich habe immer die „Batman Animated“-Serie im Fernsehen gesehen als Kind, und irgendwann habe ich Comics dazu am Kiosk gesehen. Seitdem bin ich dabei.


ComicHunters:
Was sind Deine persönlichen Lieblingsgenres?

Chris:
Eigentlich querbeet. Vorrangig Superhelden, gefolgt von Horror, Krimis, Funnies und Underground Comix... die Liste ist lang!


ComicHunters:
Welches war der Punkt wo Du Dir gesagt hast "Jetzt mache ich mein eigenes Comic."?

Chris:
Der Punkt kam schon zur Schulzeit. Da hab ich schon mein eigenes Schulcomic gemacht indem ich Lehrer und Schüler parodiert habe. Das war quasi das Fundament für meinen späteren Weg als Verleger meiner eigenen Comics.


ComicHunters:
Deine erste Veröffentlichung, „Whoa! Comics“ Nummer 1 liegt nun auch schon eine gewisse Zeit zurück. Wie sehr hat sich neben Deinem Stil vor allem aber auch Deine eigene Auffassung von Deinem Erstlingswerk entwickelt?

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WHOA! Comics #1

Chris:
Man entwickelt sich ja als Zeichner immer weiter, lernt neue Tricks und Techniken. „Whoa! Comics“ #1 ist ja mehr ein wild zusammengeschustertes Werk. Im Bereich Storytelling würde ich sagen, dass ich mich da erheblich gebessert habe. Vom Zeichenstil her, bin ich besser, koordinierter und sauberer geworden.


ComicHunters:
Bisher warst Du als Autor und Zeichner tätig. Inwiefern denkst Du das dies von Vor- oder Nachteil für das eigene Werk sein kann?

Chris:
Wenn man Autor und Zeichner zugleich ist, birgt das schon so einige Risiken. Man wird nach einer gewissen Zeit betriebsblind, sprich man sieht eventuelle Fehler und Schnitzer nicht. Deswegen lasse ich immer von meinem Freund Bouncie D. drüber lesen, denn er ist mein härtester Kritiker. Der Vorteil des Ganzen ist, das du dein eigener Herr bist. Du kannst zügig arbeiten und musst nicht auf das Okay des Anderen warten.


ComicHunters:
Zeitgleich mit den Teenage Superfreaks bringst Du auch die Anfänge von Sanchez, teilweise „neu poliert“ auf den Markt. Warst oder bist Du mit dem alten Design von Sanchez nicht mehr zufrieden, oder war es einfach nötig die frühen Designs an den nun modernen Sanchez anzupassen?

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Sanchez Adventures #1/2

Chris:
Sanchez erste Abenteuer von „Whoa! Comics“ #2 waren teilweise auch nicht aktuell. Die erste Seite wollte ich noch mal zeichnen weil es mir tatsächlich nicht mehr gefallen hat. Teilweise habe ich auch die Texte geändert, um einen Bezug zu der Ongoing zu haben (Petey zum Beispiel).


ComicHunters:
Als Grundidee für Sanchez stehen im Hintergrund die amerikanischen Übereltern die Angst davor haben das ihre Kinder erwachsen werden könnten. War neben der typisch amerikanischen Überzeichnung eventuell auch der Gedanke einer Veröffentlichung in den USA (Bill Morrison lässt grüßen) maßgebend dafür?

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Sanchez Adventures #1

Chris:
Ich bin ja ein sehr optimistischer Mensch, natürlich habe ich geplant irgendwann mal auf den internationalen Markt zu gehen. „Sanchez Adventures“ #1 wurde schon komplett übersetzt (noch mal danke an Noodles aus dem Panini-Forum!) und wird die Tage überarbeitet, gedruckt und zum Herrn Morrison in die USA geschickt. Alles in allem sehr aufregend!


ComicHunters:
Sanchez ging eigentlich nur aus einer Idee und einem Kurzauftritt aus den „Whoa! Comics“ hervor. Denkst Du das auch andere Deiner Kreationen eine Chance auf eine eigenständige Serie haben könnten?

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WHOA! Comics #2

Chris:
Sanchez ist ja einer der wenigen Figuren, die das Potenzial für eine eigene Serie hatten. Dopey und Horst aus „Whoa! Comics“ #1 werden aufgrund der hohen Nachfrage noch mal einen Auftritt in „Whoa! Comics“ #3 haben. Eventuell könnte Alt Hippie Barry Lou Sunshine Jr. noch eine Geschichte bekommen, mal sehen :zwink:. Aber das meiste Potenzial für ein eigenes Heft haben Dopey und Horst.


ComicHunters:
Mit Teenage Superfreaks und der Zusammenarbeit mit Henning Mehrtens wagst Du Dich in zweifacher Hinsicht auf neues Terrain. Wie war es daher für Dich ein Skript von jemand anderes umzusetzen und auch mal ein ernsteres Thema darzustellen?

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Teenage Superfreaks #1

Chris:
Ich habe ja schon längere Zeit mit Henning an anderen Projekten gearbeitet und kam bisher immer ganz gut mit seinen Skripten zurecht. Das ich mal ein etwas ernsteres Thema zeichnen musste, war eine neue Herausforderung, fand ich sehr spannend!


ComicHunters:
Du bist ja selber auch eine sehr humorvoller Mensch. Ich denke mir daher das die Umsetzung von Hennings Manuskript für Dich bestimmt nicht immer einfach war, da sich beim Lesen bestimmt schon gewisse Bilder für die jeweiligen Szenen vor Deinem inneren Auge manifestieren. War es denn für Dich sehr schwer sich dann wirklich nur auf die reine Arbeit zu konzentrieren und die Geschichte an sich erstmal außen vor zu lassen?

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Teenage Superfreaks #1 (Variant A)

Chris:
Das Projekt sehe ich tatsächlich erst als Comic, wenn ich es in der Hand halte. Wenn ich das Skript lese, spielt sich das wie ein Film ab. Bei TSF hab ich mich beim lesen des Skriptes köstlich amüsiert. Aber an und für sich, ist das Erstellen der Seiten wirklich mehr Arbeit und ich lasse die Geschichte außen vor.


ComicHunters:
Teenage Superfreaks ist nun auch der erste vollfarbige Comic von Dir. Inwiefern, wenn überhaupt, war der Arbeitsaufwand höher als bei Deinen bisherigen Comics?

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Teenage Superfreaks #1 (Variant B)

Chris:
Das Kolorieren der Seiten war haarsträubend und aufwendig, bei TSF teilweise weil ich auch vieles überarbeiten musste. Aber der Arbeitsaufwand ist um ein vielfaches höher als bei einem schwarz/weiß Comic, weil die Farbkoordinierung und alles in allem viel Zeit frisst.


ComicHunters:
Plem Plem Productions ist Dein eigenes Comiclabel. Hat die Namensgebung etwas mit dem Zustand der Mitarbeiter zu tun, oder fiel Dir einfach nichts anderes ein?

Chris:
Nicht der Zustand der Mitarbeiter waren der Grund, sondern der Zustand des Gründers :zwink:.
Wenn man mich kennt, weiß man das ich nicht normal ticke. Plem Plem eben :zwink:. Aber es stimmt, mittlerweile spiegelt der Name auch unser Programm, unsere Einstellung und unser Verhalten wieder. :mrgreen:


ComicHunters:
Neben Comics bist du vor allem als freiberuflicher Zeichner und Grafiker tätig. Du hast bereits eine kurze Comicstripserie für Kaspersky entworfen, diverse DVD-Cover gestaltet und sogar das Booklet für die „Geschichten aus der Gruft“-Staffelboxen. Gibt es einen Auftrag der Dich mal wirklich reizen könnte ihn zu verwirklichen außer Deinen eigenen Comics?

Chris:
Interessante Frage. Generell würde ich gerne Sachen machen, die mich kreativ fordern und mich handwerklich bis ans Äußerste treiben. Was genau das aber sein könnte, kann ich aber gerade nicht sagen. Aber ich würde gerne mal an anderen Projekten mitwirken, beispielsweise Cover von anderen Comicserien oder von Romanen.


ComicHunters:
Die Comic-Messe in München ist vorüber und Du hattest sehr viele Möglichkeiten mit Deinen Fans und Lesern in Kontakt zu treten. Was hat Dich auf der Messe am meisten begeistern können?

Chris:
Absolute Begeisterung war meine zufällige Begegnung von Bill Morrison, der sehr interessiert „Sanchez Adventures“ #1 durchgeblättert hat!
Begeistert hat mich auch die Auswahl der Independent Sachen, die so vielschichtig mittlerweile geworden ist.
Erstaunt hat mich die Tatsache, wie viele erwachsene Frauen Kiffercomics lesen (Stichwort: Whoa! Comics #1).
Verwundert haben mich die Sketchwünsche der lieben Gäste unseres Standes, aber ich hab jeden Wunsch gern erfüllt!


ComicHunters:
Was möchtest Du den Lesern von „Sanchez“ und „Teenage Superfreaks“ gerne mit auf den Weg geben?

Chris:
Den Lesern wünsche ich natürlich viel Spaß mit den Comics und dass sie unseren Comics treu bleiben! Natürlich möchten wir mehr Menschen für unsere Comics begeistern, deswegen würde ich denjenigen raten, mal auf whoacomics.de vorbei zu schauen! Dort findet ihr neben Infos auch den Online Shop für Comics und Merchandise und natürlich auch die Facebook Seiten!

Vielen Dank an Christopher Kloiber für dieses Interview.

Alle angesprochenen Comics (mit Ausnahme einiger Variantcover) sind direkt über whoacomics.de zu beziehen.

Das Interview führte Thomas "Mueli77" Mülbradt.
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